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Medientext zur Ausstellung ANITA NIESZ FOTOS in der GEWÖLBE GALERIE Biel
Anita Niesz, eine der Grossen des Schweizer Bildjournalismus stellt ihre Fotografien in Biel aus. Vom 25. Juni bis zum 11. Juli 1999 in der GEWÖLBE GALERIE.
Fotografien wie Anita Niesz sie gemacht hat sind Kunstwerke. Ihre Fotografien zeigen uns Welten aus den fünfziger und sechziger Jahren in ihrer ökonomischen und sozialen Realität. Sie zeigen uns zudem die Frau, welche diese Welten gesehen, gefühlt und mit den Menschen darin mitgefühlt hat. Niesz’ Bilder sind warmherzige, engagierte Dokumente, aber ohne Pathos, ohne Kitsch. Goethes Worte aus der Farbenlehre treffen voll auf Anita Niesz’ Fotografien zu: «Das Ohr ist stumm, der Mund ist taub, aber das Auge vernimmt und spricht. In ihm spiegelt sich von aussen die Welt, von innen der Mensch.»
Anita Niesz wurde 1925 als Tochter eines Genfers und einer in Brasilien aufgewachsenen Schweizerin im Kanton Aargau geboren. 1944 bis 1948 besuchte sie die Fotoklasse von Hans Finsler in der Kunstgewerbeschule in Zürich. Sie kehrte auch nach ihrem Abschluss immer wieder zurück zu Finsler, dem grossen Sachfotografen, und zu Alfred William und ihren Schülern. Bereits ab 1949 arbeitet sie als Free-Lance-Fotografin für die NZZ, DU und WERK. Ihre Werke begeisterten ihre angehenden Kollegen schon damals, so wie sie uns heute berühren.
In der fünfziger Jahren bereiste Anita Niesz Europa - Italien, Südfrankreich und Irland. Ihr offener, unvorhereingenommener Blick für das Fremde und ihr intuitives Empfinden für das immer Menschliche prägen ihre Arbeiten. Niesz’ Fotografien zeigen Menschen in ihrem Leben, Landschaften mit ihren Menschen, zeigen Freude und Einfachheit, zeigen Leid und Glück, kurz das Leben. Sie zeigen ein Leben von damals, aber sie haben nichts an Aktualität eingebüsst. Denn was die Menschen damals bewegte, geht uns auch heute noch etwas an. Anita Niesz ist eine diskrete, feinfühlige und respektvolle Zuschauerin und durch ihre Bilder sind wir es auch.
Niesz erhält Aufträge von der Schweizer Flüchtlingshilfe, vom Kinderdorf Pestalozzi, von Pro Infirmis und Pro Juventute. Es ist wohl kein Zufall, dass Niesz allem voran für Organisationen im karitativen Bereich gearbeitet hat. Genau wie diese, lebte auch Niesz ein Engagement für ihre Mitmenschen. Mit 36 Jahren heiratet sie den Architekten August Vollan, der noch im selben Jahr stirbt. 1961 kommt ihr gemeinsamer Sohn Christian zur Welt.
Vor zehn Jahren fand im Kunsthaus Aarau eine Retrospektive ihres Werkes statt; Anita Niesz - Fotografien 1949 - 1974. Zehn Jahre später ist es für uns in der GEWÖLBE GALERIE eine grosse Ehre, ihre Fotografien auszustellen. Sie haben nichts verloren von ihrer künstlerischen Qualität, von ihrer Teilnahme, von ihrer Wahrheit. Anita Niesz hat mit ihrer Rolleiflex ein Werk geschaffen, dass uns heute noch etwas angeht. Im Katalog zur Ausstellung von 1989 schreibt Beat Wismer vom Aargauer Kunsthaus: «Anita Niesz geht zwar von den besonderen Erscheinungen des Lebens aus, sie verdichtet diese in ihren Aufnahmen aber zu Bildern des Lebens von allgemeiner Gültigkeit.» Anita Niesz’ Fotografien stellen Bezüge her zwischen den Ebenen der sinnlichen, rationalen und emotionalen Wahrnehmung. Das macht ihre grossartige Aktualität.
Text: Caroline Beglinger GEWÖLBE GALERIE
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